12.09.-20.09.2016 Torre di Bari

So, der eigentliche Plan noch ein oder zwei Tage im Süden von Sardinien zu verbringen wurde ganz schnell verworfen. Wir waren kaum von der kleinen Halbinsel herunter gefahren und nach rechts Richtung Süden abgebogen, da nahm der Verkehr stark zu. Am südlichsten Zipfel wurde dann schon für das normale Parken kassiert und die Massen an Menschen die dort plötzlich vorhanden waren schreckten uns dann doch ab. Der Campingplatz der es werden sollte sah auch nicht gerade sehr einladend aus, so daß wir uns bei Chia dazu entschieden bis Torre die Bari im Osten der Insel zu fahren.
Torre die Bari war ein Tipp von T&A. Das sind alte Freunde, die Sardinien schon fast als Wahlheimat erkoren haben. Die Beiden kennen Sardinen recht gut und hatten uns den Campingplatz „Camping Marina“ empfohlen. Ein sehr guter Tipp wie sich dann später herausstellen sollte.
Der Weg dorthin war nicht unbedingt reizvoll. Vor Cagliari der Hauptstadt von Sardinien ging es an der Küste durch eine Industrielandschaft direkt am Meer. Wir kamen aber gut voran und wählten auch den direkten Weg. Kurz vor Torre di Bari haben wir dann tatsächlich für fünf Minuten einen richtigen Regenschauer abbekommen. Manchmal frage ich mich, wie wir früher ohne Navi  gefahren sind. Den Campingplatz hatte ich genau eingegeben und wir sind auch tatsächlich über einen ca. 1,5km langen Sandweg dort angekommen. Ich glaube nur nach Karte wäre ich dort hin den Weg wohl nicht gefahren. Das Erste was wir durch den Zaun sahen waren Motorräder die gleich links am Eingang standen. Dort hatten sich einige Mopedfahrer mit ihren Zelten platziert. Wir meldeten uns wie immer  erstmal an der Rezeption an und gingen dann über den Platz um zu schauen, ob er denn auch für uns in Ordnung ist. Das haben wir überall so gemacht! Die Sanitäreinrichtungen waren wichtig und natürlich die Platzwahl. Denn es gibt überall irgendwelche Überraschungen die man so zumindest auf ein Minimum reduzieren kann. Wir fanden dann auch einen schönen Platz im hinteren Teil.
Wir nutzten diesen Platz dann als Stützpunkt oder besser gesagt als Basis für die nächsten 8 Tage. Der Platz wie vorhin schon erwähnt ist recht schön direkt am Strand gelegen, an einem Ende eines Sandwegs, somit eigentlich auch sehr ruhig. Eigentlich nur weil in der Nähe, ca. 350m vor dem Platz direkt am Meer unter Pinien das Sard Rock Cafe ist. Hier gibt es nämlich öfter auch mal Livemusik. Wir lagen abends schon im Zelt und konnten uns dann an der Musik erfreuen, sie war auch recht gut. Der Nachteil war nur, daß die erst gegen 22:00 Uhr angefangen hat. Halt typisch Süden, wenn wir ins Bett gehen, wird hier erst richtig losgelegt. Wir machten dann die nächsten Tage schöne Touren in die  Berge im Landesinneren, denn dort waren wir bisher noch nicht. Wir waren ja durch Südamerika und seine geteerten Straßen, was Kurven anbetrifft, verwöhnt. Aber auch hier in Europa ein solches Eldorado an Kurven vorzufinden hatten wir wirklich nicht gehofft. Landschaftlich sehr schön gelegene und meistens auch in guten Zustand zu befahrende Straßen ließen unsere Begeisterung täglich wachsen. Abwechslungsreich war es noch dazu. Malerische Bergdörfer die die Hänge säumten und dann wieder Fernsicht bis zum Meer, Sardinien hatte uns in seinen Bann gezogen. An einem der Tage hatten wir uns wieder eine kleine weiße Straße ausgesucht! Daß man so grandios durch die Landschaft fahren kann ohne jeglichen Verkehr, auf einer nur max. 2m breiten Straße, war mehr als überwältigend. Ungefähr zwei Stunden sind wir über Bergkämme und Täler gefahren und haben nur einen Ziegenhirten und seine Tiere sowie freilaufende Rinder und Pferde angetroffen. Es wurden gleich wieder Erinnerungen an die endlosen Weiten von Südamerika wach.
An  einem Abend sind wir zum Essen ins Dorf zur Pizzeria gefahren. Davor stand schon ein Motorrad mit „Braunschweiger Kennzeichen“. Da Sabine ja auch aus Braunschweig kommt, freuten wir uns natürlich jemanden aus der direkten Heimat hier  zu treffen. Wir stellten uns dann auch daneben. Als Platz bekamen wir auch den Tisch direkt neben den anderen Mopedfahrern, begrüßten diese und hielten einen kurzen Plausch. Wie klein die Welt doch manchmal sein kann. Am nächsten Tag beim Einkauf trafen wir die Beiden, Kerstin und Ernst wieder. Sie erzählten uns, daß sie sich schon seit 10 Jahren mit einer Gruppe von Motorradfahrern hier unten treffen und dann über die Insel fahren. Der Bann von Sardinien, halt. Außerdem erzählten sie uns von San Giorgio, einem hervorragendem Lokal in Bari Sardo. Hier wollten sie abends dann mit ihrer Gruppe essen gehen und haben uns kurzerhand gefragt, ob wir nicht auch Lust hätten dazu zu kommen. Wir sagten gern zu. Es war eine nette Truppe, die Meisten auch schon etwas älter. Das Lokal können wir wärmstens weiter empfehlen, sehr gutes Essen zu wirklich gutem Preis. 

Dann kam der 16.092016, ein Freitag der uns wenig Freude bereiten sollte. Das Wetter sah erst gar nicht gut aus. Die Nacht hatte es so doll geregnet, daß der Dreck vom Boden bis ca. 30 cm am Innenzelt hochgespritzt war. Zum Glück hatten wir Sabine´s Tarp mit und auch aufgestellt. Ich weiß nicht wie unser Vorzelt ohne das Tarp ausgesehen hätte. Nachts stand der Weg vor unserer Parzelle regelrecht unter Wasser. So kam es auch, daß wir uns erst nicht entscheiden konnten, ob wir den nun los fahren und eine Tour machen oder auch nicht. Mittags dann die Entscheidung, wir fahren los. Nach ca. 40km tankten wir. Sabine machte die Zündung an ihrer Maschine an und diese begann sofort zu starten ohne den Knopf zu betätigen. Sofort schaltete sie die Zündung erstmal wieder aus. Wir schauten uns mit großen Augen an. Neuer Versuch, neues Glück oder auch nicht. Zündung an und sofort startete die Maschine wieder jedoch ohne anzuspringen. Diesmal betätigte Sabine den Killschalter und machte dann die Zündung aus. Beim erneuten Versuch ging dann überhaupt nichts mehr. Ich telefonierte schon mit meinem Schrauber Bodo in Neumünster, der mir dann noch einige Tipps gab. Unter anderem auch die Batterie abzuklemmen und einige Zeit zu warten, um es dann erneut zu versuchen. Es half aber alles nichts, den Anlasser überbrückte ich und er funktionierte einwandfrei, die Maschine sprang aber nicht an. So entschieden wir uns für den Abschleppdienst. Tolle Idee auf einem Freitagnachmittag gegen 16:00 Uhr. Aber man sagte uns Hilfe zu und wollte in ca. 2 Stunden bei uns sein. Ich hatte noch die Hoffnung, daß es vielleicht die Ringantenne sein könnte und fuhr zu unserer Basis zurück, weil ich dort eine im Gepäck dabei hatte. Kurze Zeit später kam ich mit dem Ersatzteil wieder an der Tankstelle an. Sabine sagte, jetzt funktioniert wieder alles, aber die Batterie ist zu schwach. Gleich darauf kam der Abschleppdienst. Wir entschieden uns nur für die Starthilfe mittels Überbrückung. Und was soll ich schreiben, die Maschine sprang an. Der Abschleppdienst gab uns noch seine Karte, falls das Problem nochmal auftauchen sollte. Im Nachgang wird das Problem aller Wahrscheinlichkeit nach Wasser im Zündschloss gewesen sein oder das Can-Bus-System, welches sich aufgehängt hatte.
Das Pech war aber noch nicht vorbei. Beim losfahren lenkte ich recht stark ein und blieb kurz mit dem Vorderrad an einem Bodendeckel hängen, so daß die Maschine umfallen wollte. Ich versuchte noch die Maschine wieder hoch-zureißen, es gelang mir aber nicht. So fiel ich wie in Zeitlupe auf die Seite. Ich merkte sofort, hier stimmt etwas nicht. Ich richtete die Maschine mit Sabine´s Hilfe wieder auf und stellte sie ab. Den rechten Arm konnte ich nicht mehr richtig bewegen. Vom Gefühl her hätte ich gesagt, der ist ausgekugelt. Da ich selber hier aber nichts groß machen konnte, die Schmerzen auch noch nicht zu groß waren, entschied ich mich die Maschine zumindest auf den Campingplatz zurück zu fahren. Gesagt getan, denn hier an der Rezeption sprach eine Frau deutsch. Sie vermittelte uns dann eine Ambulanzstelle in Bari Sardo. Hier schaute sich eine Ärztin meine Schulter an, konnte aber nicht´s machen, ohne Bildgebung und verwies uns an das Krankenhaus in Lanusei. Dort sollten wir aber erst am nächsten Morgen hinfahren, jetzt im Dunkeln riet man uns wegen der vielen Kurven ab. Sabine war mit meiner Maschine gefahren und ich hinten drauf. Die Ärztin traute ihren Augen nicht als Sabine mit der Maschine vorfuhr, und mich hinten drauf nahm. Am nächsten Tag sind wir dann nach Lanusei ins Krankenhaus gefahren, ich wieder hinten drauf. Hier muß ich dann mal Sabine´s Fahrkünste loben. Daß sie gut fahren kann, auch mit mir hinten drauf,  wußte ich bereits, aber auch hier durch dieses heftigen Serpentienen, daß war Können! Nach knapp vier Stunden und einem hervorragenden Check sagte man mir, daß keine knöcherne Verletzung vorliegt. Ich solle den Arm schonen. Von meinem Unfall in 2014 wußte ich noch, das Mobilisation oft sehr gut hilft. Bis zum Campingplatz fuhr Sabine wieder zurück. Nachmittags versuchte ich dann im Meer sogar schon die ersten Schwimmbewegungen, mit Erfolg. Ab dem nächsten Tag sind wir dann wieder Touren gefahren, die Haltung für den Arm am Lenker war besser als wenn er runter hing. Nachts war es mit dem Liegen allerdings recht problematisch, vor allem weil ich mich überhaupt nicht mit dem Arm abstützen konnte. Somit hatten die letzten Tage hier auf der Insel immer einen bitteren Beigeschmack. Dank der Unterstützung von Sabine mußten wir den Urlaub aber nicht abbrechen.
Nachtrag: Die Schulterverletzung ließ ich in Deutschland dann nochmals untersuchen. Es war wie von mir auch schon befürchtet, eine Tossy III Verletzung. Da ich diese Verletzung schon von links kannte, verzichtete ich auf eine Operation, da die letzte im Nachgang nicht erfolgreich war. Jetzt Anfang Februar 2017 ist die Schulter  wieder voll belastbar. 

Industrieanlage direkt vor Cagliari am Meer

Cagliari, Hauptstadt von Sardinien


 Der Platz des Hirten, einsam oben auf einer Klippe!!

 

Gelegentlich sah man dann auch ein paar Rennfahrer!!!

Eine Strecke 2 Stunden ohne anderen Verkehr, total einsam, genial!

Kurven satt, fast wie in Südamerika!

Das Gefälle kommt auf dem Bild nicht rüber, es war heftig!

 

 

 

 

Planung ist alles!!!

Sonnenuntergang in Torre di Bari

Camping Marina in Torre di Bari

Selten habe ich so viele Pfeile auf einmal in einem Kreisverkehr gesehen!

Der Nuraghe von Torre di Bari! 
Diese Türme sind auf ganz Sardinien verteilt und die am besten erhaltenen in Europa.

Strand von Torre di Bari

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