20.12.2017 Von Moulay Bosselham nach El Jadida

Ja, die erste Nacht in Marokko habe ich überlebt. Sau kalt war es in meinem Zimmer. Ich hatte noch etwas an den meinen Sachen gerichtet und rum gepusselt wie man so sagt und eiskalte Füße bekommen. Die wurden selbst im Bett erst nicht wieder warm. Da hilft der schönste Ausblick und das beste Abendessen nichts, wenn es kalt ist. Nun denn, morgens war dann auf kein warmes Wasser verfügbar, so hatte die Unterkunft dann einen etwas bitteren Beigeschmack. Das Frühstück war wieder gut und das Wetter auch, etwas windig, Temperatur 13-19°C und 360 km gefahren. Es ist wirklich abenteuerlich wie hier die Welten aufeinander prallen. Da fährt eben ein Pferdefuhrwerk neben einer elektrifizierten Eisenbahnstrecke auf der ein Schnellzug dahin sauste. Teilweise wohnen die Menschen hier sogar auf ihren Feldern, zumindest sehen die Hütten so aus und dann wieder in erbärmlichen Unterkünften vor und sogar teilweise in den Städten. Andere wohnen da in Prachtbauten, aber eines haben sie gemeinsam, eine Sat-Schüssel auf dem Dach. Neben der kostenpflichtigen Autobahn, also neben der Fahrbahn ist es total sauber, da laufen Leute und sammeln den Müll auf. Schilder fordern sogar auf, keinen Müll wegzuwerfen. Und direkt hinter der Abgrenzung der Autobahn ertrinkt die Landschaft teilweise förmlich im Müll. Es ist auch verwunderlich wo er überall liegt. Aber auch die Menschen, weit und breit weder Haus noch Feld oder so zu sehen, auch keine Tiere, da sitzen sie plötzlich mitten auf freier Pläne. Die Autobahn ist richtig mit Zäunen und Mauern abgetrennt, ist ja kostenpflichtig, die Menschen interessiert es aber nicht. Sie legen sich beidseits der Mauer Steinhaufen davor, klettern über die Mauer und überqueren die Autobahn. Die Feldarbeit und die Lkw´s erinnern mich total an Afghanistan. Das habe ich gestern schon so gedacht, als ich die ersten Ochsengespanne auf dem Feld gesehen habe. Heute dann Lkw´s total beladen, einer war bestimmt an die 5 m hoch. Ob der tatsächlich überall drunter durch kommt? In den 70ern und Anfang der 80er gab es immer wieder total überladene Ford Transits die Richtung Bosporus gefahren sind, heute habe ich gesehen, es geht auch mit den neueren Modellen noch genauso gut. Unvorstellbar wie hier die Fahrzeuge vollgeladen werden. Verkehrsregeln gibt es hier bestimmt auch, aber es geht meistens auch ohne und das außerordentlich gut. Heute habe ich nur die Autobahn gewählt, sonst hätte ich die Strecke nicht geschafft und gestern war es mir auf der Landstraße zu langweilig. Unterwegs überholte mich dann außer einer spanischen BMW noch ein Motorrad aus Starnberg. Der Fahrer grüßte freundlich, hielt den Daumen hoch. Ein deutscher Motorradfahrer, da schaun wir mal wo der so hin will. Er schaut auch immer mal in den Rückspiegel und fährt wenig später zum Tanken ran, ich hinter her. Es ist ein junger Kerl der Fabian heißt und ist schon seit ein paar Monaten mit einer echt alten CX 500 unterwegs. Wir schnacken ein bißchen woher, wohin und überhaupt. Dann fahren wir noch ca. 40 Kilometer zusammen weiter auf der Autobahn. Als die Abfahrt El Jadida kommt fahre ich rechts ran und wir tauschen die Telefonnummern aus. Wir fahren beide in die gleiche Richtung und wollen Morgen ggf. weiter zusammen fahren. Das haben wir später dann auch so über WhatsApp  beschlossen und treffen uns Morgen um 11:00 Uhr auf seinem Campingplatz. Ins IBIS bin ich nicht gegangen. Ich habe eine Unterkunft, ein Riad in der Medina von El Jadida gefunden. Das Riad hatte mir per Mail bestätigt, dass mein Motorrad dort sicher abgestellt werden kann. Ich muß laut Navi eigentlich direkt davor stehen, aber irgendwie braucht die Marokkokarte von Garmin immer etwas länger bis die heranzoomt. Ich frage an der Einfahrt zum Hafen, aber Fehlanzeige, also in die nächste Straße hinein. Dort ist eine Baustelle, ich frage den Vorarbeiter und zeige ihm mein Handy mit dem Riad. Er schaut mich fragend an, sieht sich um und hinter dem Hafenbecken in der Altstadt steht dick an einem Haus der Name meines gesuchten Riads. Wir freuen uns beide und die Odyssee nahm ihren Lauf. Die dicke Stadtmauer war nicht zu übersehen, das Riad mußte auch direkt daran liegen. Ich fuhr die Mauer entlang und fand auch einen Durchgang, dort stand Polizei. Warnblinklicht an und hin zum fragen. Er schaut mich groß an, kennt das Riad aber nicht. Ich frage ihn ob ich denn durch den Durchgang in die Medina fahren darf und er stimmt dem zu. Moped an und los, aber das es so eng werden würde hatte ich nicht gedacht. Links und rechts säumten kleine Verkaufsläden die kleinen Gassen. Eigentlich unvorstellbar hier durch zufahren, aber nun denn. Am Ende der Straße die geradeaus hinein führte fuhr ich rechts, landete in einem Hinterhof auf dem eine Obdachlose unter ihren Decken lag. ich wollte gerade drehen, da zeigte sie mir an, dass es hinten in der ecke wohl doch weiter gehen soll. Tatsächlich ich komme wieder auf die Gasse über de ich rein gefahren bin. Also langsam wieder zurück, irgendwo muß es noch abgehen. An einem Torbogen in einem Haus bleibe ich stehen und frage einen Jungen. der zeigt durch den Torbogen als Richtung zu dem Riad. Nun gut, ich nehme all meinen Mut zusammen und fahre durch, es ist höllisch laut in der kleinen Gasse. Am Ende, sehe ich ein Schild von dem Riad, stelle das Moped ab und gehe nun erstmal zu Fuß weiter. Eine Klingel gibt es hier an der Tür nicht, die Gase macht aber noch einen Bogen.  Hier ist dann wieder etwas mehr Platz, auch eine große Eingangstüre, aber auch keine Klingel. Inzwischen ist der Junge da, klopft an die Tür und ruft etwas. Dann macht er eine Geste, da kommt jetzt wer und schon ging die Tür auf. Ich war tatsächlich richtig, mein Motorrad sollte ich hier vor der großen Tür abstellen. Als ich wieder drauf saß habe ich mich gefragt, paßt du da überhaupt durch. An beiden Seiten der Spiegel waren wenn überhaupt jeweils nur 5 Zentimeter Platz. Aber die Dame des Hauses sagte, dass alles so in Ordnung sei. Ich wurde dann erstmal mit leckerem Tee versorgt und bekam als sie meine Taschen sah, gleich ein größeres Zimmer. Das Riad war sehr schön von innen, ich bekam den Mund erstmal nicht wieder zu. Es stellte sich dann heraus, dass ich für heute der einzige Gast in dem großen Haus war. Die Frau war also nur wegen mir da. Ich sagte auf mich muß niemand aufpassen, wenn ich einen Schlüssel bekomme, komme ich auch alleine klar. Das muß irgendwie ein genialer Einfall gewesen sein, sie freute sich riesig, erklärte mir wie und wo ich welche Tür nehmen soll. Ich ging dann in die Stadt, wurde natürlich vorn gleich abgegrffen und man wollte mir gleich jeder seinen Laden zeigen. Ich sagte dass ich erstmal noch Fotos machen wolle so lange wie es hell ist, die hatten aber gleich die Ausrede, später sei das licht viel besser usw. ! Verkaufstalente sind die hier alle, als ich sage, daß ich mit dem Motorrad fahre und nicht so viel Platz habe, geht er sofort vom Porzellan zum Schmuck! Das Städtchen gefällt mir sehr gut. In einem Straßencafe trinke ich einen Kaffee und später war ich dann noch leckeren Fisch essen für 8 Euro inkl. Getränk und Vorsuppe.



Eine der schönsten Brücken auf meiner Tour!
Das Bild ist von der Autobahn. Der Pickup ist weit über die Fahrzeugbreite beladen und die Ladung ragt erheblich in den rechten Fahrstreifen hinein.


Der Durchgang durch die Stadtmauer!
Die lange gerade Straße, zuvor noch mit Menschen gefüllt.
Da mußte ich noch nach links um die Ecke!
Links ist die Ecke wo ich von recht gekommen bin!


Eine sehr schöne Unterkunft, oder?

Das Boot wird hier noch komplett in Handarbeit gefertigt!


Das Transportmittel Nummer eins in Marokko!