07.01.2016 La Paz nach Juli in Peru

Der Tag begann recht gut. Die Mopeds waren schnell gepackt. Wir fuhren los und das Chaos La Paz hatte uns wieder voll im Griff. Zuerst konnten wir nur einige Straßen nicht fahren weil sie gesperrt waren. So mußten wir bis zum Stadion mitten in die Stadt fahren. Dort hat dann mal ein Taxifahrer bei Rückwärtsfahren versucht Kudret nach dem Leben zu trachten, er übersah ihn schlicht weg. Kudret stürzte zum Glück nur um ohne Verletzungen und nennenswerte Schäden. Aber dann ging es richtig los. Das Polizei und Armeeaufgebot nahm sehr deutlich zu, mich wunderte es etwas. Wenig später kamen wir auf eine Demonstration zu. Die Autos drehten um und wir fuhren einfach durch weil einige winkten wir sollten weiterfahren. Zum Glück wurden wir nur komisch angesehen, einige schimpften auch aber es passierte noch nichts. Nach einem riesigen Umweg kamen wir endlich auf die Umgehungsstraße die uns aus dieser Stadt herausbringen sollte. An einer Mautstation stand dann plötzlich der Verkehr, riesiges Polizeiaufgebot und laufend Böllerschüsse. Die Schutzkräfte waren nun auch mit Schutzschilden und Waffen ausgerüstet. Viele von ihnen kamen auch auf kleinen Motorrädern angefahren und trugen Uniformen mit ganz wilden Abzeichen, Totenköpfen usw. . Der Anblick war schon komisch, die Mengen an Schutzkräften die immer noch dazu kamen auch. Wir standen immer noch, hörten die ganze Zeit wilde Parolen von den Demonstranten. Wieder Böllerschüsse, einige Autos weiter vorn drehten Fahrzeuge und kamen uns hastig entgegen. Direkt vor uns standen Busse, so daß wir überhaupt nicht sehen konnten was dort vor sich geht. Ein Polizist hatte uns angedeutet es würde wohl nur fünf Minuten dauern, welch ein Trugschluss. Die Demonstranten wurden lauter, die Hektik bei den Ordnungskräften nahm deutlich zu. Plötzlich flogen Steine, Tränengas wurde geschossen. Autos die frei standen fuhren plötzlich weg um sich in Sicherheit zu bringen, auch ein Kleintransporter der uns vorher Schutz bot. Die Steine wurden nun immer größer und schlugen direkt neben uns in Autoscheiben und gegen die Autos. Von der linken Seite waren wir nach der Flucht des Kleintransporters völlig ungeschützt. Wir versuchten mit den Motorrädern Schutz zwischen den Autos zu suchen, ich konnte etwas zwischen zwei Busse mit dem vorderen Teil des Mopeds gelangen, aber ab Tankrucksack nach hinten hatte ich keinen Schutz. Das Tränengas kam nun durch den Wind auch bei uns an, es brannte fürchterlich in den Augen, der Atem blieb teilweise weg. Auf der Seite der Demonstranten sah man nun auch schwarze Rauchwolken aufsteigen, dort brannten nun wohl auch Feuer. Ständig Schüsse und Böller um uns herum, eine sehr beklemmende Situation für uns. Kudret war inzwischen etwas mehr an die Seite gekommen mit seiner Maschine. Nun war auch Presse um uns herum, die das Geschehen um uns sowie die anderen Passanten, die hilflos in ihren Fahrzeugen saßen zu filmen. Weglaufen oder fahren ging vorerst auch nicht. Wieder Tränengas und Atemnot, die Steine schlugen immer noch neben uns ein, einigen berührten uns an den Stiefeln, getroffen hat uns zum Glück nichts direkt. Dann war auf einmal Bewegung in die Autos gekommen weil  alle nur noch flüchten wollten. Einen Autofahrer drängte dann Sabine mit Ihrer Maschine mehr oder weniger weg, so daß auch wir den Rückweg antreten konnten. Steine flogen immer noch auf die Straße. Die gesamte Straße lag voll mit Unrat, Steinen, Glassplittern von den Autoscheiben und sonstigem Müll den die Demonstranten geworfen hatten. Wir fuhren so schnell es ging in die Richtung aus der wir gekommen waren. Immer noch standen Tränengaswolken in der Luft die uns die Sicht und die Atmung nahmen. Nach ca. einem Kilometer hielten wir am rechten Fahrbahnrand an und waren froh dieser Hölle unverletzt entkommen zu sein. Wenig später kam dann zum Glück auch Kudret, der ja am Rand etwas besseren Schutz gefunden hatte. Er hatte sich bei den Tränengas angriffen in einen Kleinbus flüchten können und von dort aus gesehen wie wir nach hinten fliehen konnten. Hier am Straßenrand blieben wir dann ca. zwei Stunden stehen. Die ganze Zeit wurden Ordnungskräfte an die Stelle des Geschehens nachgeführt. Der Verkehr hatte sich entgegen der Fahrtrichtungen entwickelt. Taxi fuhren entgegen der Fahrtrichtung auf einer doppelspurigen Straße immer noch Leute die wohl am Ort oder in der Nähe des Geschehens wohnten dort hin. Nach wie schon beschrieben  ca. zwei Stunden versuchten ach wir dann durch zu kommen, nachdem der Verkehr wieder deutlich zugenommen hatte. Wir schafften es tatsächlich uns mit den Mopeds durch Absperrungen in Richtung Peru durchzuschlagen. Der Alptraum hatte endlich ein Ende.

Die Grenze nach Peru erreichten wir nach einem heftigen Regenschauer. Selten habe ich so ein Chaos wie hier an dieser Grenze gesehen. Wir reihten uns geduldig in die Schlangen ein. Es ging teilweise recht gut voran, dann mußten wir wieder die Mopeds austragen oder eintragen lassen. Die ganze Aktion Grenzübertritt hat ca. 3 Stunden gedauert. Schnell tauschten wir noch Geld, denn wir wollten noch bis Juli kommen. Es war nun schon 19:00 Uhr und dunkel geworden, aber aus diesem Ort wollten wir definitiv raus.  Gegen 21:30 Uhr erreichten wir dann endlich Juli und fanden auch schnell eine Unterkunft. Somit findet der so erlebnisreiche Tag dann doch noch ein gutes Ende.

Juli2
Blick von unsrem Warteplatz auf La Paz
Juli1
Warten, daß die Unruhen abflauen, die hier ca. 500m hinter uns so massiv waren.
Juli3
Ein Außerirdischer!

 

 

4 Gedanken zu „07.01.2016 La Paz nach Juli in Peru“

  1. Hi Michael !

    Was für eine Aufregung. Gott sei Dank seid ihr lediglich mit einem Schrecken davon gekommen und euch ist nichts weiter passiert.

    Hinweis:
    Die Domain http://www.brummbärontour.de funktioniert nicht mehr. Ich bin über Umwege hierher gelangt. Das ist ja nicht so wichtig, wollte ich dir nur mitteilen.

      1. …kein Problem. Ich finde deine Berichte auch so, vielen Dank an dieser Stelle für deine Mühe jeden Tag einen Bericht zu verfassen, dass ist echt spannend !

        Viele Grüße aus dem Vorharz und weiterhin eine gute Fahrt.

        Stefan

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